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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 11.09.2019

Zu Gast bei: Weber Data Service IT GmbH

Am 10. September folgten etwa 30 Personalverantwortliche aus Unternehmen und andere Interessierte der Einladung und waren „Zu Gast bei: Weber Data Service IT GmbH“.
1985 ursprünglich als Logistikunternehmen gegründet, entwickeln die heute 41 Beschäftigten Softwarelösungen für die Logistikbranche. Denn auch hier stellt die Digitalisierung immer neue Anforderungen zur Neuorganisation und Optimierung der Prozesse. Die Logistik ist heute mit voraussichtlich 279 Milliarden Euro Umsatz (2019) die drittgrößte Branche in der Wirtschaft und bildet das geheime Rückgrat der Wirtschaft. Denn ohne die Logistik würde von der Produktion bis hin zur Lieferung an geschäftliche und private Kundschaft wenig vorankommen
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Astrid Drexhage, Tochter des Unternehmensgründers, hat das Unternehmen 2006 gemeinsam mit zwei anderen ehemaligen Mitarbeitern übernommen und damit vor der Insolvenz gerettet. Obwohl sie sich bei der Unternehmensberatung in Frankfurt, wo sie zu diesem Zeitpunkt tätig war, sehr wohl fühlte, hat sie sich schnell entschlossen, diesen Schritt zu gehen, zumal ihr die elterliche Firma sehr nahe stand und das unternehmerische Denken Teil der Familie war.
Als 29jährige Geschäftsführerin wurde sie in den ersten Jahren noch in manchen Verhandlungen mit Kunden durchaus mit Vorurteilen konfrontiert, insbesondere von gestandenen älteren Geschäftsführern. Diese ließ sie jedoch an sich abperlen und überzeugte beharrlich mit Kompetenz und Verhandlungsgeschick. Die Geschäftsführung übt sie derzeit in Teilzeit aus, um noch Zeit für ihren gerade eingeschulten Sohn zu haben.

Nach wie vor sind Frauen in der Logistik ähnlich unterrepräsentiert, wie in der IT und anderen technischen Berufen. Gleichwohl vertritt Geschäftsführerin Drexhage im Gespräch mit dem Oberbürgermeister Pit Clausen die These, dass Frauen heutzutage anders ticken. Sie seien deutlich präsenter in der Arbeitswelt und forderten auch Führungspositionen stärker ein, als früher. Daher sei eine gezielte Förderung weiblicher Beschäftigter nicht mehr erforderlich, denn auch in Führungspositionen würden sie bald genauso repräsentiert sein, wie es derzeit in mittleren Leitungspositionen schon zunehmend der Fall sei. Sie wolle stattdessen Menschen fördern, z.B. mit einer familienfreundlichen Personalpolitik, die allen zugutekommt. Für diese Familienfreundlichkeit ist dem Unternehmen Weber Data Service IT GmbH dieses Jahr auch das Prädikat „ausgezeichnet familienfreundlich“ verliehen worden.

Individuelle Vereinbarungen mit zahlreichen Beschäftigten belegen diese Unternehmenspolitik: 
  • Die Marketingleiterin, die jahrelang in Teilzeit tätig war und noch ist, hat ihre tägliche Arbeit immer sehr früh morgens begonnen, sodass sie nachmittags Zeit für ihre Familie hatte:
  • Eine andere Mitarbeiterin hatte sich aus der Elternzeit heraus auf eine Führungsposition (Leitung der Kundenbetreuung) beworben. Sie beendete ihre Elternzeit dafür etwas früher als geplant, um diese Stelle anzutreten.
  • Ein Mitarbeiter arbeitet fast ausschließlich im Homeoffice in seiner sächsischen Heimat, weil er seine inzwischen pflegebedürftig gewordenen Eltern unterstützt. Er kommt nur ca. alle zwei Monate nach Bielefeld und verbringt ein paar Tage im Büro.
  • Für eine andere Mitarbeiterin, deren pflegebedürftige Familienangehörige in Kanada lebt, wurde zeitweise eine ähnliche Lösung eingeführt.

In Bezug auf die Notwendigkeit von gleichstellungsfördernden Maßnahmen vertrat Pit Clausen eine ganz andere Meinung. Denn nach seiner Erfahrung laufen Stellenbesetzungen in hohen Führungspositionen nur über „Klüngelei“. Nachfolger würden nach dem Ähnlichkeitsprinzip ausgesucht und nicht zuletzt daher würden oft eher jüngere Versionen der bisherigen Führungskräfte, also Männer ausgewählt, die ihre Familienverantwortung an Ehefrauen delegiert haben und daher eine hohe Präsenz gewährleisten. In den Top-Unternehmen, die durch das sog. Quotengesetz verpflichtet werden, sind sogar mehr Männer mit dem Vornamen „Thomas“ in Führungspositionen, als überhaupt Frauen in solchen Positionen sind.
Klare Zielvorgaben zur Erhöhung der Frauen in hohen Führungspositionen flankiert von gleichstellungsfördernden Maßnahmen sind nach Auffassung von Clausen unerlässlich, um solche Strukturen zu durchbrechen. Das Argument, dass Quotenfrauen nicht über die erforderlichen Kompetenzen verfügten, ließ er nicht gelten. Denn die Quotenregelung, dass also eine Führungsposition in Einzelfällen der gleich qualifizierten Frau zugesprochen werden muss, greift ja eben nur bei gleicher Qualifikation. Dieser Punkt werde in der Diskussion um die Frauenquote oft falsch repräsentiert. Und diejenigen, die sich beschwerten, seien in der Regel die, die im Bewerbungsverfahren mal einer gleich qualifizierten Bewerberin unterlegen seien
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Im letzten Programmpunkt stellte Romy Mamerow, Leiterin Marketing/PR von Weber Data Service IT GmbH, eine Kampagne vor, die von einem einmaligen Zusammenschluss zahlreicher Unternehmen hauptsächlich aus der Logistikbranche seit Juli durchgeführt wird. Diese richtet sich gezielt auch an Frauen als Fach- und Führungskräfte.
Ausgehend von der Botschaft „Hört auf zu jammern. Macht“ haben es sich „Die Wirtschaftsmacher“ zum Ziel gesetzt, die Sichtbarkeit und Wahrnehmung der Logistik in der Gesellschaft zu verbessern und junge Menschen für einen Beruf im drittgrößten deutschen Wirtschaftsbereich zu begeistern. Hinter der Initiative stehen mehr als 75 Unternehmen, logistiknahe Verbände, Vereine und Medien. Herzstück der Kampagne sind echte „Logistikheld*innen“, die als sympathische und glaubwürdige Botschafter für die Leistungsfähigkeit und Professionalität aller logistischen Handlungsfelder insgesamt stehen.

In der Veranstaltungsreihe „Zu Gast bei…“ werden Personalverantwortliche und Führungskräfte aus kleinen und mittelständischen Unternehmen eingeladen, sich über verschiedene Strategien der Personalentwicklung und die Gestaltung von fachlichen Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen auszutauschen.

Veranstaltung_Weber_Data_Oktober2019

 

 

 

 

 

 

 

 



Bildrechte: Raimund Hild
v.l.n.r.: Mathias Temmeyer | Weber Data Service IT GmbH; Pit Clausen | Oberbürgermeister Stadt Bielefeld; Astrid Drexhage | Weber Data Service IT GmbH