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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 27.06.2019

Wirtschaftsdialog - Jederzeit und von überall: Die Gestaltung mobiler Arbeit im Kreishaus Detmold

Mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung und eine gesunde Work-Life-Balance wünschen sich immer mehr Arbeitnehmer. In Zeiten der Digitalisierung wird das mobile Arbeiten und somit das Arbeiten außerhalb des Unternehmens oder des privaten Büros möglich.
Am 03. Juni 2019 folgten rund 30 Teilnehmende der Einladung des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL zu der Veranstaltung „Jederzeit und von überall: Die Gestaltung mobiler Arbeit“ im Kreishaus Lippe.

Die Referentin Dr. Gerlinde Vogl, Koordinatorin des Forschungsprojektes „prentimo“, berichtete über die Inhalte des Projektes und ging dabei besonders auf die Handlungsfelder des mobilen Arbeitens ein. Zu den Handlungsfeldern gehören: das Personalmanagement, die Arbeitsgestaltung, die Gesundheitsförderung und die Kompetenzentwicklung.

Dr. Gerlinde Vogl legt den Fokus während ihres Vortrags auf die Mitarbeiterführung. Die Beschäftigten erhalten konkrete Zielvorgaben, die zeitlich festgelegt werden können. Eine Führungskraft leitet das Team durch eine indirekte Steuerung. Dabei zählt nicht nur die Leistung, sondern besonders der Erfolg bzw. die Zielerreichung. Als Folge der indirekten Steuerung kann es allerdings zu einer interessierten Selbstgefährdung der Beschäftigten kommen, da z.B. Pausen und Ruhezeiten nicht eingehalten werden und dieses nicht unmittelbar durch das Unternehmen kontrolliert werden kann. Die Führungskraft sollte, trotz der indirekten Steuerung, geeignete Rahmenbedingung schaffen und auf die Einhaltung dieser achten.

Was können die Beschäftigten von dem Arbeitsmodell erwarten? Die Arbeitnehmer profitieren durch die Flexibilität in der Zeitgestaltung und von der Unabhängigkeit des Arbeitsortes. Zudem bietet die Arbeit im Homeoffice (eine Form des mobilen Arbeitens) die Möglichkeit die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu fördern. Des Weiteren lässt sich das Arbeitsmodell lebensphasenorientiert gestalten. Das heißt, dass die berufliche Tätigkeit mit der jeweiligen Lebenssituation in Einklang gebracht werden kann. Die Arbeitnehmer verfügen somit über eine Gestaltungsautonomie.

Was können nun die Unternehmen tun, damit das mobile Arbeiten für beide Parteien funktioniert? Zunächst gibt das Unternehmen oder die jeweilige Führungskraft Planungs-und Gestaltungsspielräume vor. Bei der Führungskultur bedarf es einer Sensibilisierung der Führungskräfte. Verantwortungsbereiche werden abgegeben und das Vertrauen in das Mitarbeiterteam sollte bestehen. Um der Selbstgefährdung und den gesundheitlichen Problemen der Beschäftigten vorzubeugen, kann ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt werden. Hilfreich sind außerdem Präsenszeiten wie regelmäßige Teammeetings um den Kontakt untereinander und zu dem Unternehmen nicht abbrechen zu lassen.

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus der Wirtschaft und der Kreisverwaltung Lippe. Beteiligt an der Diskussionsrunde waren: Uwe Gotzeina Leiter der Wirtschaftsförderung Kreis Lippe; Andreas Uhlitz, Leiter Personal und Grundsatzfragen bei der Firma Weidmüller Interface GmbH & Co. KG; Sandra Stövesand, Familienbetreuung (FABEL-Service) Lippe und Dr. Gerlinde Vogl. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Silke Quentmeier, FAIR Frau und Arbeit in der Region.

Inhaltlich ging die Diskussionsrunde auf die Gestaltung des mobilen Arbeitens im Unternehmen ein und welche Erfahrungen die Teilnehmenden mit dem Arbeitsmodell gemacht haben.
Andres Uhlitz stellte im Zuge der Diskussion die Umsetzung des mobilen Arbeitens in dem Unternehmen Weidmüller vor.
Das Unternehmen setzt auf eine anlass- und möglichkeitsbezogene Gestaltung der mobilen Arbeit. Um dem Kontaktabbruch entgegenzuwirken, gibt es feste Präsenzzeiten im Unternehmen. Außerdem werden virtuelle Pausen unter den Mitarbeitenden festgelegt, damit die Pausenzeiten eingehalten werden. Die Präsenzzeiten und der Kontakt mit den Kollegen ist erforderlich, um sich mit dem Unternehmen identifizieren zu können. Die Führungskräfte in dem Unternehmen werden dahingehend geschult, dass sie den Beschäftigten Freiräume schaffen und ihren Teams Vertrauen entgegenbringen.

Sandra Stövesand merkte an, dass die Führungskräfte als Vorbilder agieren sollten. Es müssen trotz all der Vereinbarkeit auch klare Grenzen zwischen dem Beruf und der Familie gezogen werden, damit es nicht zu einer Entgrenzung der Arbeit und zu der Selbstausbeutung der Mitarbeitenden kommen kann. Aus Ihrer Arbeit mit kleinen und mittelständischen Unternehmen hat sie die Erfahrung gemacht, dass sich immer mehr männliche Fachkräfte mehr Vereinbarkeit und Mobilität in ihrer Tätigkeit wünschen.

Es kam die Frage auf, ob flexible Arbeitszeitmodelle und speziell das mobile Arbeiten, die Karrierechancen von weiblichen Fach-und Führungskräften begünstigen. Dr. Gerlinde Vogl ist der Meinung, dass sich die Karrieremöglichkeiten für weibliche Beschäftigte verbessern. Frauen führen oftmals von sich aus ergebnisorientierter. Sie merkt an, dass sich die Chancen erhöhen und die Geschlechtergerechtigkeit gesteigert werden würde, wenn es eine generelle Reduzierung der Arbeitszeiten geben würde.

Als Fazit der Podiumsdiskussion lassen sich folgende Ergebnisse festhalten: Flexible Arbeitszeitmodelle werden für die Unternehmen in Bezug auf die Fachkräftesicherung immer wichtiger. Die Unternehmen sollten die Flexibilität fördern und konkrete Modelle anbieten. Diese Offenheit sollte in der Unternehmenskultur verankert werden.
Andreas Uhlitz und Uwe Gotzeina machten deutlich, dass das mobile Arbeiten erprobt werden sollte. Nicht alle Mitarbeitenden möchten oder können mobil arbeiten. Hilfreich und essentiell sind hierbei Feedbackgespräche mit der Führungskraft und dem gesamten Team. Der Kontakt sollte durch Teammeetings und andere Veranstaltung gehalten werden. Dr. Gerlinde Vogl bringt zudem ein, dass es wichtig ist, dass klare Absprachen und Regeln für die Umsetzung gelten. Sie schlägt ebenfalls vor, dass die Führungskräfte und Beschäftigten eine Art „Führerschein“ erwerben. So kann das mobile Arbeiten erlernt werden.

Foto Wirtschaftsdialog

 

 

 

 

 

 

 

Von links: Silke Quentmeier, FAIR Frau und Arbeit in der Region; Uwe Gotzeina, Leiter der Wirtschaftsförderung Kreis Lippe; Tabea Mälzer, Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL; Dr. Gerlinde Vogl, Koordinatorin Forschungsprojekt „prentimo“; Andreas Uhlitz, Leiter Personal und Grundsatzfragen Weidmüller Interface GmbH & Co. KG; Sandra Stövesand, Familienbetreuung (FABEL-Service) Lippe
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