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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 06.10.2020

Online-Seminar: Personalmanagement 4.0: Agile Führung als zukunftsweisende Strategie am 29. September 2020

Rund 60 Teilnehmende, Personalverantwortliche aus Unternehmen, Unternehmens- und Personalberaterinnen und –berater nahmen am Online-Seminar „Personalmanagement 4.0: Agile Führung als zukunftsweisende Strategie“ am  29. September 2020 teil. 

Zum Einstieg erzählte Stefan Freise, Geschäftsführer der Code-X GmbH in Paderborn, von seinem ganz persönlichen Weg in die Agilität. Seine Motivation dazu kam von innen. Er wollte ausbrechen aus rigiden Strukturen. „Wir haben uns jahrzehntelang so sehr an Regeln, Strukturen und Prozesse gewöhnt, die uns auch viel gebracht haben. Aber: sie kommen nicht mehr mit“, sagt Freise. Sein Ziel war, mehr Flexibilität in den Arbeitsprozessen, Arbeitszeitgestaltungen und Kommunikationsprozessen zu etablieren. Argumente und Kompetenzen sollen die Hierarchie durchbrechen und die eigenen Entscheidungskompetenzen der einzelnen Beschäftigten fördern. „Jede:r soll Entscheidungen treffen, weil jede:r es darf und kann“.
Für Stefan Freise steht Führung nicht fürs Führen, sondern dafür, dass Führungskräfte für das Wohlergehen ihrer Beschäftigten verantwortlich sind, frei nach dem Motto „Alle für eine:n, eine:r für alle“.

Agilität ist die Reaktion darauf, dass alles ständig im Fluss ist und bedeutet im Wesentlichen proaktiv, antizipativ und v.a. flexibel zu sein. „Im agilen Team wird frei und selbstbestimmt gearbeitet, gedacht und gehandelt. Jede:r spielt eine verantwortliche, vertrauenswürdige und wertvolle Rolle – wortwörtliche Selbstverwirklichung.“ Die Herangehensweise von Herrn Freise hat u.a. auch dazu geführt, dass er eine neue Schreibweise im Hinblick auf gendergerechte Sprache verwendet, nämlich den Doppelpunkt anstelle eines sog. Gendersternchens oder „Binnen-I“.

Inzwischen ist sein Unternehmen in die nächste Phase der Umstrukturierung eingestiegen. D.h., dass die Beschäftigten in einer Arbeitsgruppe unter Mitwirkung eines externen Beraters weiter daran arbeiten, ihre Erfahrungen und Wünsche in die neuen Strukturen des immer agiler werdenden Unternehmens einzubringen.

Heidrun Strikker, Business Coach und Change Beraterin aus Bielefeld, folgte mit ihrem Beitrag und vermittelte zahlreiche methodische Ansätze sowie theoretische Grundlagen der Agilität.
Die fünf Kernprinzipien der agilen Strukturen bringt sie folgendermaßen auf den Punkt:
-   Kunde/ Kundin als Ausgangspunkt
-   Innere Haltung
-   Kollaboration und Selbstorganisation
-   Iteratives Vorgehen
-   Führung als Sparring

Die Zufriedenheit der Kundschaft wird am besten dadurch erreicht, dass frühzeitig und dauerhaft Rückmeldungen eingeholt und in die (Weiter-)Entwicklung der Produkte eingebunden werden. Der Nutzen für die Kundschaft ist Messlatte und Orientierungspunkt der eigenen Arbeit.
Für die innere Haltung ist ganz wichtig, dass Neugier, Kreativität und Beweglichkeit handlungsleitend sind. Die Offenheit für Veränderungen und für andere Menschen und ihre Ideen hat einen sehr hohen Stellenwert.
Im Punkt Kollaboration und Selbstorganisation steht die Benennung von Teamzielen im Vordergrund, individuelle Interessen und Gemeinwohlorientierung müssen ausbalanciert werden. Hilfreich ist hier, eine selbstorganisierte Aufgabenverteilung zuzulassen bei gleichzeitiger gegenseitiger Unterstützung.
Das iterative Vorgehen umfasst kurze Planungszyklen und „Stand Ups“ mit tagesaktueller Abstimmung; eine gute Fehler- und Feedback-Kultur sind hier von zentraler Bedeutung. Auch die Bereitschaft, aufgrund einer neuen Bewertung der Entwicklung umzukehren, aufzuhören oder ganz neue Wege zu gehen, ist Voraussetzung für ein Gelingen.
Für die Führungskräfte bedeutet Agilität auch, einen komplementären Führungsstil zu pflegen, d.h. die verschiedenen Menschen mit ihren individuellen Stärken im Blick zu haben und die Zukunft des Unternehmens neu zu denken. Präsenz zu zeigen und zwar telefonisch, digital sowie persönlich, spielt dabei eine große Rolle.

Ganz ähnlich sieht Herr Freise die Funktion von Führungskräften in einem agilen Unternehmen. Er sieht sich als Coach und Ansprechpartner seiner Beschäftigten in allen Lebenslagen.

Heidrun Strikker stellte noch vor, wie sich ein agiles Führungsgespräch von einem gewohnten Führungsgespräch unterscheidet. Beispielhaft für neue Kompetenzen und Methoden eines agilen Unternehmens skizzierte sie das Arbeiten in einem Scrum Prozess und welche neue Sprache und neues Verständnis dahinter stecken. Praktische Hinweise zur Methodik der agilen Moderation nach der SPOC-Methode (Spiral Power of Change®) können den Weg in die agile Unternehmensstruktur ebenfalls unterstützen.

Von agilen Strukturen im Hinblick auf die Organisation von Arbeitszeit,  -ort und auch im Hinblick auf die Verteilung von Aufgaben und Tätigkeiten profitieren weibliche Beschäftigte besonders. Durch solche Strukturen haben sie die Möglichkeit, Führungskompetenz in projektbezogenen Führungsrollen zu erwerben und unter Beweis zu stellen. Auch ermöglicht dies, sich lebensphasenorientiert zeitweise mal mehr, mal weniger intensiv im Unternehmen einzubringen. Dadurch sind sie im Wettbewerb um Führungspositionen langfristig besser aufgestellt und sichtbarer, was sich wiederum positiv auf innovative Entwicklung von Unternehmen und Produkten bzw. Dienstleistungen auswirkt.

Veranstalterinnen waren das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, die Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld sowie die WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH.

Strikker Freise





 

 

 

 

 

 

Foto: Heidrun Strikker | SHS Consult GmbH und Stefan Freise  | code-x GmbH
Bildrechte: Heidrun Strikker und Stefan Freise, respektive