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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 02.01.2019

Netzwerktreffen familienfreundlicher Unternehmen im Kreis Paderborn bei Fa. neam IT Services GmbH

Der Anteil an Beschäftigten, die Familienarbeit und Beruf vereinbaren, nimmt beständig zu. Kinderbetreuung wie die Begleitung und Pflege von Älteren und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen, wird überwiegend von Frauen übernommen - oft zusätzlich zu ihrer Berufstätigkeit. Besonders familienfreundliche Unternehmen stellen sich der Aufgabe, auch ihre weiblichen Fach- und Führungskräfte in Zeiten der Familienarbeit zu unterstützen und als Mitarbeiterinnen zu halten.

Oliver Vorwick, Geschäftsführender Gesellschafter der neam IT Services GmbH, stellte seine Unternehmensphilosophie vor: „Jede/r lebe ein anderes Leben. Also müsse es so viele Arbeitsmodelle wie Leute geben.“ Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Arbeitsorte sind Möglichkeiten, Beschäftigte gerade in der Familiengründungsphase im Unternehmen zu halten. Wenn Belastungen in der Familie auftreten, brauchten Beschäftigte die Möglichkeit, ihre Angelegenheiten zu regeln. Arbeitszeitkonten seien eine Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit flexibel zu gestalten und für die Familie verlässlich dazu sein. Das setzt beiderseitiges Vertrauen voraus. Die Wahl des Home Offices als Arbeitsort ist eine Unterstützung, die eher zeitlich befristet vorteilhaft sein kann. Der Betrieb sei nämlich auch ein sozialer Ort, an dem sich Beschäftigte treffen, austauschen und aktiv die Unternehmenskultur mit gestalten. Und „Benefits wie frisches Obst oder Fitnessräume kann ich nun mal nicht in die Familie tragen“, sagt Oliver Vorwick mit einem Augenzwinkern.

Kai Rosetti von der Prospektiv Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen mbH erläuterte, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sich in den letzten Jahren auf Kinderbetreuung konzentriert habe. Pflege sei zum Teil noch ein Tabuthema. „Dabei haben wir heute bereits mehr Pflegebedürftige als Kinder unter drei Jahren“, bekräftigte Kai Rosetti. Pflegende Frauen reduzierten wegen der Pflege eher ihre Wochenarbeitszeit. Pflegende Männer hingegen zögen sich bei stärkerer Belastung ganz vom Arbeitsmarkt zurück. Aus seiner Sicht seien Unternehmen die Rechtsansprüche ihrer Beschäftigten auf kurz- und langfristige Freistellung, Teilzeit, Kündigungsschutz und Pflegeunterstützungsgeld nicht ausreichend bekannt. Eine pflegesensible Arbeitszeitgestaltung, die beispielsweise Arbeitsunterbrechungen im Arbeitsalltag, verlängerte „Mittagspausen“ für Kurzpflege, mobile Arbeitsformen oder ergebnisorientiertes Arbeiten statt Anwesenheitskultur berücksichtige, helfe beiden, Beschäftigten und Unternehmen. Eine in der Praxis erprobte Idee sei auch, Vertrauenspersonen im Unternehmen zum betrieblichen Pflegelotsen auszubilden.

Professor Dr. Hermann-Josef Kruse und Eva Trompetter von der FH Bielefeld betonten, dass die Personalplanung frühzeitig und flexibel auf die verschiedenen Lebensphasen der Pflegenden eingehen müsse, um sie langfristig binden bzw. ihre Arbeitsfähigkeit bis zum Rentenalter zu erhalten. Sie stellten das so genannte FiliP-Modell (Flexible intelligente Pflegepersonal-Planung) vor, das dabei helfen kann, Arbeitszeit- und Schichtmodelle gerade in der Krankenhauspflege abzubilden und besser auf die Bedürfnisse von Beschäftigen einzugehen. In Befragungen der Beschäftigten wurden lebensphasenabhängige und individuelle Bedürfnisse ermittelt, die die Personaleinsatzplanung anspruchsvoll machen. Zusätzlich konnten Daten aus drei vorangegangenen Jahren zu Krankheitsausfällen, Urlaubsplanungsverhalten, Überstundenanfall und Personalentwicklungszeiten hinzugezogen werden. Auf Basis dieser Daten entstand das FiliP-Tool, welches in Kooperation der Fachbereiche Pflege und Gesundheit sowie Ingenieurwissenschaften und Mathematik mit drei Kliniken der Region (Franziskus Hospital Bielefeld, Klinikum Gütersloh, Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn) entstanden ist.

 20181127 Netzwerktreffen
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Angela Siebert (Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, 1.v.l.) | Claudia Schäfer (stellv. Leiterin Servicestelle Wirtschaft Kreis Paderborn, 5.v.r.) | Simone Böhmer (Gleichstellungsbeauftragte Kreis Paderborn, 8.v.r.) | Oliver Vorwick (neam IT Services GmbH, 2.v.l.) | Kai Rosetti (Prospektiv - Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen mbH, 7.v.r.) | Eva Trompetter (FH Bielefeld - Fachbereiche Pflege und Gesundheit, 4.v.r.) | Prof. Dr. Hermann-Josef Kruse (FH Bielefeld - Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, 3.v.r.)
Bildrechte: Kreis Paderborn